Warum sich die neuen AMD Ryzen 7000 Prozessoren für den Sockel AM5 aktuell nicht lohnen


Veröffentlicht von Stefan am 11.10.2022, Letzte Aktualisierung:
Ende September 2022 war es soweit: AMD hat seine neusten Desktop-Prozessoren mit dem Namen AMD Ryzen 7000 vorgestellt. Veröffentlicht wurden zunächst 4 Prozessoren, die 6 bis 16 CPU-Kerne besitzen.

Erstmals kommt der neue Sockel AM5 (LGA 1718) zum Einsatz, der den im Jahr 2017 eingeführten und sehr langlebigen Sockel AM4 als Mainstream-Plattform ablösen soll. Mit dabei sind (je nach Chipsatz) PCIe 5.0 Unterstützung sowie bei allen Mainboards ausschließlich die Nutzung von DDR5-Speicher.

Offiziell sind DDR5-5200 hier das Maximum, allerdings hat AMD mit EXPO analog zu Intels XMP 3.0 nun ebenfalls eine Lösung zur einfachen Übertaktung des Arbeitsspeichers mit im Gepäck. AMD selbst nennt DDR5-6000 als Sweetspot für die neuen AMD Ryzen 7000 Prozessoren.

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IPC und Taktzuwachs ergeben eine ordentliche Leistungssteigerung


Die neuen AMD Ryzen 7000 Prozessoren nutzen die neusten Zen 4 Kerne von AMD, die in 5 nm gefertigt werden. Diese sind taktbereinigt im Vergleich zum Vorgänger 13 Prozent schneller. Zusätzlich hat AMD die Taktfrequenzen der neuen Prozessoren im Durchschnitt um 15 bis 24 Prozent erhöht. Beides zusammen sorgt für ein ordentliches Leistungssplus z.B. in Cinebench R23 von 20 bis 25 Prozent wenn man den AMD Ryzen 9 7950X mit dem AMD Ryzen 9 5950X vergleicht.

In Geekbench 5 fällt der Vergleich noch mehr zu Gunsten des neuen AMD Ryzen 9 7950X aus: dieser ist hier 22 bis 31 Prozent schneller als sein Vorgänger. Das liegt daran, dass in Geekbench der verbaute Arbeitsspeicher einen recht großen Einfluss auf das Ergebnis hat. Hier konnte der Vorgänger offiziell nur DDR4-3200 Speicher nutzen, während die AMD Ryzen 7000 Prozessoren wie gesagt DDR5-5200 Speicher unterstützen.

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Die Schattenseite der neuen Ryzen 7000 Prozessoren


Doch warum lohnen sich die neuen AMD Ryzen 7000 Prozessoren im Sockel AM5 nun aktuell nicht ? Das liegt zum einen daran, dass der neue AM5-Sockel nun natürlich ein neues Mainboard benötigt. Vorgestellt hat AMD bisher 4 Mainboard-Chipsätze für den Sockel AM5:
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AMD hat sich entschlossen, zunächst nur die High-End Chipsätze für den Sockel AM 5 verfügbar zu machen. Im Oktober 2022 kostete ein Mainboard mit dem B650E Chipsatz ab 300 Euro. Dies ist der erste bzw. günstigste AMD Chipsatz der PCIe 5.0 unterstützt. Mainboards mit dem aktuell günstigsten Chipsatz B650 (nur PCIe 4.0) gehen ab 200 Euro los. Zum Vergleich: AM4-Mainboards mit B550 Chipsatz (ebenfalls PCIe 4.0) bekommt aktuell man ab ca. 80 Euro.

Selbst wenn man sich ein Mainboard mit dem kleinsten B650 Chipsatz (nur PCIe 4.0) entscheidet, zahlt man also noch ca. 150 Prozent mehr als bei einem vergleichbaren Sockel AM4 Mainboard. Dieser Unterschied ist aktuell noch viel zu groß und mit sinkenden Preisen der Mainboards wird die AM5 Plattform dann erst interessant.

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DDR5-Speicher ist noch deutlich teurer als DDR4


Zwar ist der DDR5-Speicher etwas schneller als sein Vorgänger DDR4, in der Praxis werden dies aber nur die wenigsten Nutzer bemerken, das sich die Arbeitsspeichergeschwindigkeit vor allem im CPU-Limit bemerkbar macht und dies liegt bei modernen Computern nur sehr selten an. 32 GB DDR4-3200 Speicher kosten aktuell rund 90 Euro, während für 32 GB DDR5-4800 aktuell 140 Euro fällig werden. Das ist ein Aufpreis von 55 Prozent gegenüber DDR4-Speicher.


AMD Ryzen 7000 wird heiß


Ein weiterer Nachteil, der uns bei ersten Benchmarks aufgefallen war: die neuen Prozessoren werden unter Last extrem heiß. Mittlerweile weiß man auch woran das liegt: um die Kompatibilität des neuen Sockels mit alten AM4-CPU-Kühlern zu gewährleisten, musste der neue Prozessor die gleiche Höhe aufweisen wie die Vorgänger. Dafür musste AMD ein bisschen tricksen und hat einen ziemlich dicken Headspreader verbaut. Der Headspreader ist der sichtbare Teil des Prozessors, der das Innere schützen soll.

In Benchmarks erreichen die neuen AMD Ryzen 7000 Prozessoren auch mit guten Kühlern schnell Temperaturen von 90 bis 95°C. Laut AMD ist dies zwar kein Problem, für den Nutzer aber eventuell schon. Denn eine Übertaktung benötigt nun sehr viel stärkere Kühllösungen als früher und der Computer wird auch insgesamt wärmer. Das liegt auch an der Leistungsaufnahme der neuen AMD Prozessoren, die um bis zu 40 Prozent höher ausfallen darf als noch bei den AMD Ryzen 5000 Prozessoren. Die TDP (PL2) hatte AMD von 142 auf satte 230 Watt gesteigert.

Übertakter haben den Headspreader gewaltsam entfernt und konnten so bis zu 20°C geringere Temperaturen unter Last erzielen. Nachmachen sollte man dies aber aus Garantiegründen nicht.


AM4-Kühler nur eingeschränkt kompatibel


Zusätzlich werden AM4-Kühler nur unterstützt, wenn diese die normale AM4-Backplate besitzen. Das liegt damit zusammen, dass bei neuen Mainboards mit AM5-Sockel die Backplate nicht mehr entfernt werden kann. Viele Kühler tauschen die originale AM4-Backplate aber aus. Diese Kühler funktionieren nun nicht mehr auf AM5-Mainboards bzw. benötigen eine neue Befestigung oder Adapter.


Auch der Preis der AMD Ryzen 7000 CPUs stimmt noch nicht


Zusätzlich zu den viel zu teuren AM5 Mainboards sind auch die Preise für die Prozessoren selbst noch zu hoch. Stellt man die Leistung in Cinebench R23 (Mehrkern) mit dem aktuellen Preis ins Verhältnis, sind die neuen Prozessoren ca. 20 Prozent zu teuer. Von einer Verbesserung gegenüber dem Vorgänger kann man hier aktuell überhaupt nicht sprechen. Zwar ist der neue AMD Ryzen 9 7900X (12C 24T) sogar 4 Prozent schneller als der AMD Ryzen 9 5950X (16C 32T), letzterer kostet aber aktuell 15 Prozent weniger.

Rechnet man nun noch Mainboard (mindestens +120 Euro) und 32 GB DDR5 Arbeitsspeicher (mindestens +50 Euro bei 32 GB) hinzu, ist der AMD Ryzen 9 7900X mit Mainboard und Speicher insgesamt 260 Euro teurer als der fast gleich schnelle AMD Ryzen 9 5950X.


CPUAktueller PreisCB R23 MCCB R23 MC / Preis
AMD Ryzen 9 7950X (16C 32T)820 Euro3865747
AMD Ryzen 9 5950X (16C 32T)560 Euro2857751
AMD Ryzen 9 7900X (12C 24T)650 Euro2951645
AMD Ryzen 9 5900X (12C 24T)400 Euro2187855
AMD Ryzen 7 7700X (8C 16T)460 Euro2039944
AMD Ryzen 7 5800X (8C 16T)280 Euro1522854
AMD Ryzen 5 7600X (6C 12T)360 Euro1531543
AMD Ryzen 5 5600X (6C 12T)190 Euro1098858


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