Apple M2 im Vergleich mit dem Apple M1 - Was sind die Unterschiede ?
Veröffentlicht von Stefan am 07.06.2022, Letzte Aktualisierung:
Zur WWDC 2022 war es soweit: am 06.06.2022 hat Apple recht überraschend seinen neuen Apple M2 Prozessor vorgestellt. Dieser wird zunächst in einem komplett überarbeiteten Apple MacBook Air mit 13,6 Zoll und dem schon bekannten (alten) Apple MacBook Pro 13,3 mit Touchbar verbaut.
Gerechnet hatten viele Beobachter damit, dass Apple seinen neuen M-Prozessor der 2. Generation erst im Herbst vorstellt. Doch es kam anders. Und das hat sehr wahrscheinlich auch einen Grund: die Verbesserungen des Apple M2 halten sich gegenüber dem Vorgänger in Grenzen.
Bei den beiden nun vorgestellten Geräten sollte es aber nicht lange bleiben, denn wenn Apple seiner Linie treu bleibt, könnten ein neues Apple iPad Pro sowie der Apple mac mini auch noch in diesem Jahr eine Aktualisierung auf den Apple M2 bekommen. Etwas später könnte dann wieder das Apple iPad Air (6. Gen) folgen, welches erst im März 2022 den M1 Prozessor spendiert bekommen hat.
Die technischen Daten des Apple M2
In der offiziellen Pressemitteilung zum Apple M2 gibt der Hersteller aus Cupertino viele Details des Apple M2 preis, allerdings fehlen auch einige Details die wir euch hier natürlich nicht vorenthalten möchten. Apple nennt auf seinen Folien selbst eine Leistungsverbesserung von 18 % (CPU) bzw. 35% (GPU) gegenüber dem Apple M1.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Apple M1 und dem Apple M2
Die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Prozessoren könnt ihr natürlich direkt bei uns im CPU-Vergleich zwischen dem Apple M1 und dem Apple M2 nachlesen. Trotzdem gibt es hier Apple spezifische noch ein paar zusätzliche Informationen.
Apple M2
Apple M1
CPU
CPU-Kerne
4 + 4
4 + 4
CPU-Taktfrequenz
3,5 GHz
3,2 GHz
Speicher
Max. Speichermenge
24 GB
16 GB
Speicher
LPDDR5-6400
LPDDR4X-4266
Speicherbandbreite
102,4 GB/s
68,2 GB/s
iGPU
GPU-Kerne
max. 10
max. 8
GPU-Taktfrequenz
1,4 GHz
1,3 GHz
GPU-Shader
max. 1280
max. 1024
Weitere Daten
Level 2 Cache
16 MB + 4 MB = 20 MB
12 MB + 4 MB = 16 MB
TDP
22 Watt
15 Watt
Fertigung
5 nm (TSMC) N5P
5 nm (TSMC)
Das Besondere am Apple M2
Viele fragen sich bei dem großen Hype um die Apple M-Prozessoren sicherlich: was ist denn nun das besondere am Apple M2 Chip ? Grundsätzlich setzen sowohl der Apple M1 als auch der Apple M2 auf ein hybrides CPU-Kernmodell. Das heißt, dass die CPU unterschiedlich große CPU-Kerne besitzt. Die stärkeren Kerne sind schnell, verbrauchen aber auch mehr Energie. Die kleineren CPU-Kerne kümmern sich um Hintergrundtasks und sind sehr energieeffizient. Alle CPU-Kerne können aber auch im Verbund gleichzeitig an einer Aufgabe arbeiten.
Ein weiterer großer Unterschied zu anderen modernen Prozessoren von AMD und Intel ist, dass Apple in seinen Prozessoren auf die ARM-Architektur zurückgreift. Während dies bei Smartphones und Tablets seit mehreren Jahren der Standard ist, nutzten normale Computerprozessoren bisher einen x86-64 Befehlssatz. Daher müssen viele Programme für die Apple M-Prozessoren auch neu kompiliert und optimiert werden.
Zwar bietet Apple mit Rosetta 2 ein Software-Framework zur Emulation von Programmen, die auf eine andere Prozessorarchitektur optimiert sind an, die native Optimierung auf die Apple M-Prozessoren (ARM) ist aber in der Regel deutlich performanter.
Schnellere Neural Engine und größerer Cache für die Performance-Kerne
Da der Apple M2 Prozessor quasi auf dem Apple A15 Prozessor des iPhone 13 basiert (natürlich in skalierter Form), erhält der Apple M2 die Neural Engine des Apple A15. Diese ist im Apple M2 mit 15,8 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde genauso schnell wie der neuste iPhone Prozessor und damit rund 44 Prozent schneller als die Neural Engine im Apple M1 (bzw. Apple A14). Nach wie vor besitzt die Neural Engine 16 Rechenkerne, der Leistungsschub muss also aus einer Optimierung der NPU kommen.
Die Neural Engine hatte Apple im Jahr 2017 erstmals im Apple A11 Prozessor vorgestellt. Die NPU beschleunigt bestimmte Rechenoperationen im Bereich des maschinellen Lernens, der etwa in der Gesichtserkennung "Face-ID" oder auch Animationen (Animojis) genutzt wird.
Vergrößert hat Apple den Level 2 Shared Cache, den sich die vier Performance-Kerne des Apple M2 teilen. Dieser ist von 12 MB auf nun 16 MB angewachsen. Zusammen mit den 4 MB Cache der Effizienz-Kerne verfügt der Apple M2 nun über 20 MB Level 2 Cache.
Hohe Energieeffizienz des Apple M2
Schon mit dem Apple M1 Prozessor hatte Apple bei der Vorstellung im Jahr 2020 so einige Experten erstaunt. Und auch die Konkurrenz in Form von AMD und Intel musste wohl erst einmal tief Luft holen, denn was Apple mit dem M1 Prozessor auf Anhieb gelang, daran arbeiteten die etablierten Hersteller schon seit Jahren.
Dabei spielte Apple auch die neue Fertigung in dem feinen 5 nm Verfahren von Auftragsfertiger TSMC in die Hände, denn Apple hatte sich sämtliche 5 nm Fertigungskapazitäten eingekauft und hatte so gegenüber Intel und AMD (die in der gleichen Zeit ihre Produkte nur in 7 nm fertigen lassen konnten) schon rein von der Fertigung her einen Vorteil.
Zuletzt war es der schon beschriebene hybride Aufbau des Prozessors, der mit seinen unterschiedlich großen Kernen extrem effizient war. Einen identischen Weg geht Intel bei seinen neuen Intel Core i Prozessoren ab der 13. Generation. Auch AMD wird mit Zen 5 auf diesen hybriden Aufbau wechseln, der vor allem im mobilen Bereich bei Notebooks extreme Vorteile in den Punkten Akkulaufzeit und auch der Kühllösung bietet.
Der Apple M1 Prozessor benötigt dabei nur 15 Watt, was ungefähr dem entspricht was AMD und Intel ihren kleinsten Mobilprozessoren zugesteht. Die Leistung des Apple M1 bzw. jetzt Apple M2 kommt aber in vielen Bereichen eher in die der 45 Watt Prozessoren von AMD und Intel. Und: Apple hat die Leistungsaufnahme des CPU-Teils des M2 im Vergleich zum Vorgänger trotz Leistungssteigerung nicht erhöht.
Grafikleistung satt: schnelle iGPU
Die Grafikleistung des Apple M2 konnte Apple nochmals steigern. Mit 3,6 TFLOP/s (10-Kern GPU) liegt der Apple M2 auf Augenhöhe mit der schnellsten iGPU von AMD, der AMD Radeon RX 680M (3,7 TFLOP/s). Marktführer Intel hat hier klar das Nachsehen: die schnellste iGPU von Intel in aktuellen Prozessoren ist die Intel Iris Xe Graphics 96 (Alder Lake) im Intel Core i7-1280P die auf eine FP32-Rechenleistung von nur 2,2 TFLOP/s kommt.
Hier profitiert der Apple M2 definitiv von seiner neuen Speicheranbindung die den LPDDR5-6400 Speicher mit 102,4 GB/s an den Prozessor und die interne Grafikeinheit anbindet. Die Grafikleistung des Apple M2 würde auch für so manches Spiel mehr als ausreichend sein, hier steht man eher vor dem Problem der oftmals mangelhaften Unterstützung der Spiele seitens macOS oder der M-Prozessorarchitektur.
Was der Apple M2 leider immer noch nicht kann
AV1-Kodierung
Worüber Apple kein Wort verliert, sind die zum Teil schon beim Vorgänger kritisierten Nachteile des normalen M-Prozessors. Zum einen fehlt immer noch die Unterstützung des freien AV1-Videocodecs, der z.B. bereits auf YouTube verwendet und von aktuellen AMD und Intel Prozessoren in Hardware beschleunigt wird. Diesen kann der Apple M2 immer noch nicht in Hardware dekodieren, was die benötigte CPU-Leistung beim Abspielen von AV1-Videos erhöht, womit sich dann auch die Akkulaufzeit verringert.
Apple setzt im Apple M1 und Apple M2 auf sein eigenes ProRes-Videoformat und es bleibt abzuwarten ob und wann Apple auch den freien AV1 Videocodec zumindest in der Hardwaredekodierung unterstützt.
Apple M1 Prozessor mit ca. 60% Auslastung bei der Videowiedergabe eines YouTube AV1-Videos in FullHD
Multi-Monitorunterstützung
Und leider auch bei der Unterstützung von mehreren Monitoren hat sich nichts getan: nach wie vor kann der Apple M2 nur 2 Bildschirme ansteuern. Dazu zählt auch der intern verbaute Bildschirm des Apple MacBooks, d.h. es lässt sich dann nur noch 1 externer Monitor an das System anschließen. Einzige Ausnahme dürfte wieder Apples mac mini sein. Da dieser selbst über kein internes Display verfügt, wird dieser wohl wieder zwei Monitore gleichzeitig ansteuern können. Davon allerdings einen nur über die HDMI-Schnittstelle mit einer verringerten Auflösung von 4096 x 2160 Pixeln bei 60 Hz.
Erst der Apple M1 Pro, Apple M1 Max und Apple M1 Ultra unterstützten mehrere externe Monitore in hohen Auflösungen. Ob dies am Aufbau der GPU des Apple M2 oder einer absichtlichen Limitierung liegt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Eingeschränkte Spieleunterstützung
Ja und leider auch bei der Unterstützung von Spielen hat sich im letzten Jahr nicht viel getan. Nach wie vor ist ein Apple Mac mit M-Prozessor nicht geeignet, wenn ihr hin und wieder auch mal ein Spiel spielen möchtet. Nativ wird Apples Metal-Grafikschnittstelle noch nicht von vielen Spielen genutzt, zwar unterstützen einige bekannte Spiele wie Blizzards World of Warcraft mittlerweise die M-Prozessoren, die meisten Spiele laufen aber noch nicht rund. Eine größere Liste von Spielen die auf Apples M-Prozessoren laufen haben wir euch trotzdem verlinkt.
Auf der WWDC 2022 hat Apple mit Metal 3 immerhin die nun 3. Version seiner Grafikschnittstelle vorgestellt. Ein Pendant zu Nvidias DLSS bzw. AMDs FSR 2.0 hatte Apple dann auch mit im Gepäck: MetalFX Upscaling. Es funktioniert dabei identisch zu dem was man schon kennt: bei einer nativen Auflösung von 2160p kann das System nun eine interne Auflösung rendern, die deutlich niedriger ist. Also z.B. 1080p. Diese wird dann über verschiedene Funktionen inkl. maschinellen Lernens hochskaliert ohne das ein großer Qualitätsverlust zur nativen Auflösung sichtbar wird.
So wurde dann auch das zwar schon etwas betagte aber immer noch beliebte Spiel No Man’s Sky für den mac angekündigt. Resident Evil Village soll noch im Laufe des Jahres 2022 folgen. Beide Spiele sind dabei nativ lauffähig auf den neuen Apple M-Prozessoren und nutzen das MetalFX Upscaling der neuen Metal 3 Schnittstelle. Resident Evil Village soll dabei auf dem Apple MacBook Air in 1080p gerendert und flüssig dargestellt werden.
Welche Programme gut mit dem Apple M2 funktionieren
Mittlerweile ist macOS gut an die M-Chipfamilie von Apple angepasst. So laufen neben dem Betriebssystem selbst auch alle Apple Apps wie z.B. Final Cut Pro längst nativ auf dem Apple M2. Aber auch die Microsoft Office Suite (Word, Excel, OneNote, Outlook oder PowerPoint) sind auf die M-Prozessoren optimiert.
Das gleiche gilt für die Adobe Cloud in der die beliebtesten Programme wie z.B. Adobe Photoshop oder Adobe Illustrator bereits nativ auf dem Apple M1 bzw. Apple M2 laufen.
Neue Funktionen in macOS Ventura (ab Herbst 2022 als Update verfügbar) sind natürlich auf die Apple M-Prozessoren optimiert und können z.B. die Neural Engine des Prozessors nutzen um Aufgaben zu beschleunigen.
Wann solltet ihr einen Computer mit Apple M2 kaufen ?
Der Apple M2 ist mehr als nur der kleine Einsteigerchip für den man ihn halten könnte. Dank der ordentlichen Rechenleistung der 8 CPU-Kerne eignet der Prozessor sich definitiv auch für Anwender die höhere Anforderungen haben. Hier sei als erstes Limit die maximale mögliche Speichermenge von 24 GB genannt, die sich Prozessor und Grafikeinheit zudem teilen müssen. Hier werden professionelle Anwender ggf. an ihre Grenzen kommen, auch wenn 24 GB für die meisten Programme aktuell noch mehr als ausreichen.
Wer aber im Web surfen, hier und da mal ein Video schneiden oder ein Foto bearbeiten möchte, für den wird die Leistung des Apple M2 mehr als ausreichend sein. Zudem ist der Apple M2 wie auch der Vorgänger Apple M1 sehr energieeffizient und sorgt in einem Notebook für eine lange Akkulaufzeit. Je nach Bildschirmhelligkeit und MacBook sind so bis zu 20 Stunden Laufzeit realistisch zu erreichen.
Für wen eignet sich der Apple M2 aktuell nicht ?
Vor allem für Spieler ist weder das Betriebssystem (macOS) noch die M-Chipfamilie zu empfehlen. Hier wird man auf die meisten neuen Spiele verzichten müssen. Apple scheint hier auch nicht genügend Anreize für Spieleentwickler zu schaffen. Unter Apples mobilen Betriebssystem iOS ist dies nicht der Fall, hier gibt es eine sehr große Auswahl an mobilen Spielen.
Die Apple M-Prozessoren sind zwar schnell, aber nur so lange sie auch nativ angesprochen werden können. Wer spezielle Nischenprogramme nutzen möchte, die zudem viel Rechenleistung benötigen, sollte auch einen Bogen um die M-Prozessoren machen oder sich zuvor ausführlich informieren ob die jeweilige Anwendung schon unterstützt wird.
Die Apple WWDC 2022 auf YouTube
Wer sich für weitere Details zum Apple M2 interessiert, den lege ich das Apple WWDC 2022 Video auf YouTube ans Herz, denn hier wird neben dem Prozessor selbst auch das Betriebssystem macOS Ventura inkl. aller Neuerungen und Optimierungen vorgestellt: